Gestern verkündete der deutsche Wirtschaftsminister, dass Deutschland offiziell in eine zweite Rezession in Folge gerutscht ist. Die Nachricht kommt in einer Zeit wirtschaftlicher Unsicherheit und steigender Bedenken hinsichtlich der langfristigen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Ökonomen und Experten hatten diese Entwicklung bereits seit Längerem prognostiziert und gewarnt, dass politische Fehlentscheidungen und strukturelle Probleme in der Wirtschaft das Land nachhaltig schwächen könnten.
Rezession: Habeck will „aus dem Quark kommen“
Die Bundesregierung senkt ihre Konjunkturprognose: Sie rechnet nun damit, dass 2024 ein weiteres Rezessionsjahr wird. Wirtschaftsminister Robert Habeck teilte in Berlin mit, das Bruttoinlandsprodukt werde um 0,2 Prozent schrumpfen – und nicht, wie bisher erwartet, um 0,3 Prozent zulegen. 2023 hatte es bereits ein Minus von 0,3 Prozent gegeben. Zwei Rezessionsjahre in Folge gab es bislang nur ein Mal in der Nachkriegsgeschichte, und zwar 2002 und 2003.
Habeck sagte, ab Anfang 2025 sei angesichts steigender Löhne und wieder normalerer Inflationsraten mit einer Besserung zu rechnen. Die Regierung müsse die sogenannte Wachstumsinitiative – 49 Einzelmaßnahmen zur Stärkung des Standorts – konsequent umsetzen.
Die Warnungen von Wirtschaftsexperten: Ein Signal ignoriert?
Bereits Anfang September äußerte sich der renommierte Ökonom Hans-Werner Sinn in einem Artikel in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) mit dem Titel „Deutschland richtet seine Industrie zugrunde“ besorgt über die Lage der deutschen Wirtschaft. Sinn betonte, dass Deutschland seine industrielle Basis gefährde, indem es falsche Prioritäten setze und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verschlechtere. Laut Sinn gefährdeten hohe Energiepreise, steigende Produktionskosten und bürokratische Hürden den Produktionsstandort Deutschland zunehmend.
In dem Artikel vom 3. September 2024 wies Sinn darauf hin, dass die Energiepolitik der Bundesregierung, insbesondere der beschleunigte Ausstieg aus der Kernkraft und die fehlende langfristige Strategie zur Stabilisierung der Energieversorgung, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie massiv beeinträchtigt habe. Dies führe dazu, dass immer mehr Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagerten, wo die Kosten deutlich geringer sind und die Bedingungen für industrielle Fertigung attraktiver erscheinen.
Gründe für die zweite Rezession
Die gestern verkündete zweite Rezession in Folge bestätigt die düsteren Prognosen der Experten. Die Ursachen dafür sind vielfältig und tiefgreifend. Eine der größten Herausforderungen ist die Energiekrise, die durch den Krieg in der Ukraine und die folgenden Sanktionen gegen Russland noch verschärft wurde. Hohe Energiepreise und die Unsicherheit bezüglich der Energieversorgung belasten insbesondere die energieintensiven Industrien in Deutschland.
Hinzu kommt die allgemeine Schwäche der globalen Wirtschaft, die die Nachfrage nach deutschen Exporten reduziert. Deutschland, als exportorientierte Wirtschaftsmacht, leidet besonders unter den globalen Handelshemmnissen und der Zurückhaltung wichtiger Wirtschaftspartner. Die weltweit steigenden Zinsen und Inflationsraten tragen ebenfalls dazu bei, dass Investitionen zurückgehen und der private Konsum nachlässt.
Deutschland verliert seine Attraktivität als Industriestandort
Hans-Werner Sinn betonte in der NZZ, dass die deutsche Industrie zunehmend den Rückzug antritt, weil die Standortbedingungen immer unattraktiver werden. Der Fachkräftemangel, hohe Unternehmenssteuern und eine strikte Regulierung verschärfen die Probleme zusätzlich. Deutschland riskiert, seine Rolle als führende Industrienation in Europa zu verlieren, wenn es nicht gelingt, die Rahmenbedingungen für Unternehmen zu verbessern und wieder für Planungssicherheit zu sorgen.
Wirtschaftsexperten wie Sinn sehen die Gefahr, dass Deutschland sich selbst ins Abseits stellt, wenn es nicht gelingt, die energie- und industriepolitischen Fehler der letzten Jahre zu korrigieren. Anstatt auf kurzfristige, populistische Lösungen zu setzen, müsse die Politik langfristige Maßnahmen ergreifen, um den Industriestandort Deutschland zu stärken und die Abwanderung von Unternehmen ins Ausland zu verhindern.
Die Perspektiven für Deutschland
Die Ankündigung der erneuten Rezession zeigt, dass die deutschen politischen Entscheidungsträger vor großen Herausforderungen stehen. Es bleibt abzuwarten, wie sie auf die aktuelle wirtschaftliche Krise reagieren werden und ob sie den Appellen der Wirtschaftsexperten nach einer Umkehr in der Industrie- und Energiepolitik folgen werden. Hans-Werner Sinns Warnung in der NZZ, dass Deutschland Gefahr läuft, seine industrielle Grundlage zu verlieren, könnte sich als bittere Realität erweisen, wenn die Weichen nicht bald neu gestellt werden.
Letztlich steht Deutschland an einem Scheideweg: Entweder gelingt es, die strukturellen Schwächen zu überwinden und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu sichern, oder das Land riskiert, den Anschluss an die weltweite Industrieführung zu verlieren. Die nächsten Monate werden entscheidend sein für die Zukunft der deutschen Wirtschaft und ihre Fähigkeit, auf die aktuellen Herausforderungen angemessen zu reagieren.
ifo Geschäftsklimaindex gesunken (September 2024)
Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland hat sich erneut verschlechtert. Der ifo Geschäftsklimaindex fiel im September auf 85,4 Punkte, nach 86,6 Punkten im August. Dies ist der vierte Rückgang in Folge. Die Unternehmen waren insbesondere mit den laufenden Geschäften weniger zufrieden. Auch der Ausblick auf die kommenden Monate trübte sich weiter ein. Die deutsche Wirtschaft gerät immer stärker unter Druck.
ifo Konjunkturperspektiven 09/2024
In den ifo Konjunkturperspektiven werden die Ergebnisse der ifo Konjunkturumfragen in detaillierten Grafiken, Tabellen und Konjunkturspiegeln veröffentlicht. Diese umfassen das Verarbeitende Gewerbe, das Bauhauptgewerbe, den Großhandel, den Einzelhandel und die Dienstleistungen insgesamt und die jeweils zugeordneten Bereiche.
Meine Meinung: Wir benötigen Fachleute und Wirtschaftsexperten als Entscheidungsträger, keine Ideologen und Regulierungsbefürworter. Wir benötigen Entscheidungsträger, die das Konzept der Solzialen Marktwirtschaft tatsächlich verstehen und nicht glauben, daß sie allwissend wirtschaftliche Zusammenhänge und künftige Entwicklungen staatlich steuern können.
Beurteilen Sie selbst, wer in der Vergangenheit für welche wirtschaftliche Entwicklung gestanden hat – auch weil er selbst urteilsfähig war.
Wirtschaftsminister der Bundesrepublik Deutschland seit 1950, zusammen mit ihren Ausbildungen:
1. Ludwig Erhard (1949–1963)
- Ausbildung: Studium der Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre in Nürnberg und Frankfurt am Main.
2. Kurt Schmücker (1963–1966)
- Ausbildung: Kaufmännische Ausbildung, später tätig in der Landwirtschaft und im Textilgeschäft.
3. Karl Schiller (1966–1972)
- Ausbildung: Studium der Volkswirtschaftslehre und Philosophie in Heidelberg, Frankfurt am Main, und Berlin.
4. Helmut Schmidt (1972) (kurze Amtszeit)
- Ausbildung: Studium der Volkswirtschaftslehre und Staatswissenschaften in Hamburg.
5. Hans Friderichs (1972–1977)
- Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre in Mainz, Freiburg und Hamburg.
6. Otto Graf Lambsdorff (1977–1984)
- Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Bonn, Köln und München, Abschluss mit dem Zweiten Staatsexamen.
7. Martin Bangemann (1984–1988)
- Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften und Volkswirtschaftslehre, Promotion in Jura.
8. Helmut Haussmann (1988–1991)
- Ausbildung: Studium der Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre in Tübingen, Hamburg, Köln und Nürnberg.
9. Jürgen Möllemann (1991–1993)
- Ausbildung: Studium der Pädagogik, Psychologie und Publizistik (ohne Abschluss).
10. Günter Rexrodt (1993–1998)
- Ausbildung: Studium der Betriebswirtschaftslehre in Berlin.
11. Werner Müller (1998–2002)
- Ausbildung: Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre.
12. Wolfgang Clement (2002–2005)
- Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Münster.
13. Michael Glos (2005–2009)
- Ausbildung: Ausbildung als Müllermeister, keine akademische Ausbildung.
14. Karl-Theodor zu Guttenberg (2009–2011)
- Ausbildung: Studium der Rechts- und Politikwissenschaften, Abschluss als Magister Artium (M.A.).
15. Rainer Brüderle (2011–2013)
- Ausbildung: Studium der Volkswirtschaftslehre in München, Hamburg und Mainz.
16. Philipp Rösler (2013)
- Ausbildung: Studium der Humanmedizin, Facharzt für Herzchirurgie.
17. Sigmar Gabriel (2013–2017)
- Ausbildung: Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Soziologie in Göttingen.
18. Brigitte Zypries (2017–2018)
- Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Gießen.
19. Peter Altmaier (2018–2021)
- Ausbildung: Studium der Rechtswissenschaften in Saarbrücken.
20. Robert Habeck (2021–heute)
- Ausbildung: Studium der Philosophie, Germanistik und Philologie, Abschluss als Magister Artium (M.A.).