Februar 25, 2025

Staatsmann vs. Parteipolitiker – Warum Deutschland jetzt Staatsmänner benötigt: Thema Verteidigung

Die Bundestagswahl hat gezeigt, dass stabile Mehrheiten in der deutschen Politik keine Selbstverständlichkeit mehr sind. Die fragmentierte Parteienlandschaft erschwert die Regierungsbildung, und eine Große Koalition zwischen CDU und SPD erscheint als eine der wenigen realistischen Optionen. Doch damit diese Koalition mehr ist als ein pragmatisches Zweckbündnis, braucht es keine bloßen Parteipolitiker, sondern Staatsmänner – Menschen, die über den Tellerrand der eigenen Partei hinausblicken und langfristige Verantwortung für das Land übernehmen.

Parteipolitiker: Diener der eigenen Klientel

Der typische Parteipolitiker denkt in Wahlzyklen, Koalitionsarithmetik und internen Machtverhältnissen. Seine Hauptaufgabe ist es, die Interessen seiner Partei und deren Kernwählerschaft zu bedienen, auch wenn das bedeutet, sich Kompromissen zu verweigern oder populistische Forderungen zu stellen. Er lebt von der Polarisierung, von der Abgrenzung gegenüber dem politischen Gegner und davon, sein eigenes Profil in den Medien zu schärfen. Die politische Strategie richtet sich oft danach, wie sich Positionen in Umfragen niederschlagen, anstatt nach der Frage, was langfristig gut für das Land ist.

Gerade in der aktuellen Situation zeigt sich dieses parteipolitische Kalkül: Beide Parteien, CDU und SPD, stehen vor einer schwierigen Entscheidung. Eine erneute Große Koalition mag sachlich notwendig sein, doch beide Seiten fürchten, dadurch an Profil und Wählergunst zu verlieren. Parteipolitiker argumentieren mit kurzfristigen Verlustängsten, während das Land dringend eine handlungsfähige Regierung braucht.

Staatsmänner: Verantwortung über Parteiinteressen hinaus

Ein Staatsmann hingegen stellt das Wohl des Landes über parteitaktische Erwägungen. Er erkennt, dass Regieren nicht bedeutet, immer die eigenen Ideale kompromisslos durchzusetzen, sondern tragfähige Lösungen für die gesamte Gesellschaft zu finden. Ein Staatsmann denkt in Dekaden, nicht in Legislaturperioden. Er versteht, dass politische Verantwortung auch bedeutet, unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wenn sie langfristig notwendig sind.

Gerade jetzt wäre es an der Zeit, dass führende Köpfe aus CDU und SPD staatsmännische Verantwortung zeigen. Das bedeutet, über persönliche und parteipolitische Befindlichkeiten hinwegzusehen und eine stabile, handlungsfähige Regierung zu bilden. Es bedeutet, das Land vor parteitaktische Spielchen zu stellen und Kompromisse als Stärke, nicht als Schwäche zu begreifen.

Was eine Große Koalition jetzt leisten muss

Sollte es zu einer Neuauflage der Großen Koalition kommen, muss sie mehr sein als ein zähneknirschendes Bündnis des kleinsten gemeinsamen Nenners. Statt lähmendem Koalitionsgerangel braucht es eine Regierung, die sich auf wesentliche Zukunftsfragen konzentriert:

  • Wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit: Deutschland steht vor enormen Herausforderungen – von der Transformation der Industrie bis zur Sicherung des Wohlstands im globalen Wettbewerb. Eine handlungsfähige Regierung muss klare wirtschaftspolitische Leitplanken setzen.
  • Soziale Kohäsion und innere Sicherheit: Eine gespaltene Gesellschaft kann nicht durch parteipolitisches Kalkül befriedet werden. Sozial- und Bildungspolitik müssen langfristig angelegt sein.
  • Internationale Verantwortung: In Zeiten globaler Krisen ist Deutschland als stabile Demokratie gefordert, eine aktive Rolle in Europa und der Welt zu übernehmen. Das verlangt verlässliche Regierungsarbeit.

 


Staatskunst oder Selbstblockade? Die Bedeutung einer stabilen Regierungsbildung für die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas

Die politische Lähmung, die nach der gestrigen Wahl droht, hat nicht nur innenpolitische Konsequenzen – sie wirkt sich auch unmittelbar auf die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas aus. Angesichts geopolitischer Spannungen, der sicherheitspolitischen Herausforderungen durch Russland, der Bedrohung durch hybride Kriegsführung und der Notwendigkeit, die europäische Verteidigungszusammenarbeit zu stärken, braucht es eine handlungsfähige Regierung.

Doch die Frage ist: Werden sich CDU und SPD der sicherheitspolitischen Verantwortung bewusst, oder blockiert parteipolitisches Kalkül eine dringend notwendige strategische Neuausrichtung?

Deutschland: Verteidigungsbereitschaft auf dem Prüfstand

Deutschland steht sicherheitspolitisch an einem kritischen Punkt:

  1. Bundeswehr in der Krise

    • Seit Jahren ist die Bundeswehr unterfinanziert, strukturell überfordert und nur bedingt einsatzbereit. Munitions- und Materialmängel, Personalengpässe und ineffiziente Beschaffungsprozesse sind bekannt, doch es mangelt an politischem Willen für tiefgreifende Reformen.
    • Ohne eine stabile Regierung bleibt die dringend benötigte Modernisierung auf der Strecke. Die Zeitenwende-Politik darf kein Lippenbekenntnis bleiben, sondern muss mit konsequenten Maßnahmen hinterlegt werden.
  2. Bekenntnis zur NATO und europäischer Verteidigung

    • Deutschland ist der wirtschaftlich stärkste Staat in Europa, übernimmt aber sicherheitspolitisch nur widerwillig Verantwortung. Während Frankreich und Polen ihre Verteidigungsausgaben erhöhen und ihre militärische Strategie schärfen, bleibt Deutschland oft zögerlich.
    • Die USA fordern eine stärkere europäische Eigenverantwortung – doch ohne eine klare politische Führung wird Deutschland weiterhin als unsicherer Kantonist innerhalb der NATO wahrgenommen.
  3. Hybride Bedrohungen und Cyberkrieg

    • Neben der klassischen militärischen Bedrohung wächst die Gefahr hybrider Kriegsführung – Cyberangriffe, Desinformation, wirtschaftliche Erpressung. Deutschland braucht eine entschlossene Strategie gegen diese Bedrohungen, doch ohne klare politische Führung bleibt die nationale Sicherheitsstrategie eine leere Hülle.

Europa: Deutschlands Rolle in der Sicherheitsarchitektur

Europa kann es sich nicht leisten, dass Deutschland als sicherheitspolitischer Akteur ausfällt. Die EU hat ambitionierte Pläne zur Verteidigungszusammenarbeit, doch ohne Deutschlands Engagement werden Projekte wie der European Sky Shield oder die geplante EU-Verteidigungsunion stagnieren.

Deutschland muss jetzt entscheiden, ob es die sicherheitspolitische Verantwortung übernimmt oder sich weiter als wirtschaftlicher Riese mit sicherheitspolitischen Zwergenambitionen begnügt. Ohne eine funktionierende Regierung gibt es jedoch keine kohärente Strategie – stattdessen drohen jahrelange Verzögerungen und Unentschlossenheit.

Verteidigungsfähigkeit als nationale Priorität

Die Regierungsbildung in Deutschland ist keine rein innenpolitische Angelegenheit – sie hat direkte sicherheitspolitische Auswirkungen. Ein handlungsfähiges Bündnis zwischen CDU und SPD könnte die Verteidigungspolitik mit der nötigen Ernsthaftigkeit angehen. Doch dafür braucht es Staatsmänner, die über Parteigrenzen hinausdenken und verstehen, dass Deutschlands Sicherheit nicht verhandelbar ist.

Die Wahl ist klar: Entweder wird Deutschland sicherheitspolitisch zum gestaltenden Akteur in Europa – oder es bleibt ein Zaungast, der seine Verteidigungsfähigkeit der politischen Selbstblockade opfert.


Ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Verteidigung: Optionen, wirtschaftliche Effekte und geopolitische Auswirkungen

Ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro für die Verteidigung wäre ein massiver Schritt, der weit über das bisherige 100-Milliarden-Euro-Programm hinausgeht. Es würde nicht nur die Bundeswehr nachhaltig stärken, sondern auch massive wirtschaftliche Impulse setzen und geopolitische Signalwirkung entfalten – insbesondere für die NATO und die USA.

1. Finanzielle und wirtschaftliche Auswirkungen eines 500-Milliarden-Euro-Sondervermögens

Ein derartiges Sondervermögen würde etwa 12 % des deutschen BIP entsprechen. Die Effekte wären gravierend – sowohl fiskalisch als auch wirtschaftlich.

Struktur des Sondervermögens

  • Langfristige Investitionen: Anders als kurzfristige Konjunkturprogramme würde dieses Geld über Jahre in Rüstungsprojekte, Infrastruktur und Technologie fließen.
  • Kombination aus nationaler und europäischer Beschaffung: Deutsche und europäische Unternehmen würden profitieren, aber ein Teil würde auch durch NATO-Verpflichtungen in US-Technologie fließen.
  • Schrittweise Umsetzung: Um Inflationseffekte zu vermeiden, müsste das Kapital über mehrere Jahre hinweg in Projekte gelenkt werden.

Positive wirtschaftliche Effekte

  • Arbeitsmarkt: Die deutsche Rüstungsindustrie würde einen massiven Aufschwung erleben. Unternehmen wie Rheinmetall, Hensoldt und Airbus Defence könnten Tausende neuer Arbeitsplätze schaffen.
  • Technologie-Boost: Hohe Investitionen in Cyberabwehr, Raumfahrt und Künstliche Intelligenz würden Innovationscluster stärken.
  • Industriepolitische Impulse: Eine strategische Stärkung der Wehrtechnik könnte langfristig die industrielle Basis Deutschlands absichern.

Mögliche Risiken

  • Inflation: Ein derartiges Sondervermögen könnte preistreibend wirken, wenn es nicht über eine lange Zeitspanne verteilt wird.
  • Bürokratische Hürden: Die ineffizienten Beschaffungsprozesse der Bundeswehr könnten eine schnelle Umsetzung verhindern.
  • Belastung der Staatsfinanzen: Die Schuldenbremse müsste ausgesetzt oder umgangen werden – was politisch heikel wäre.

2. Auswirkungen auf die NATO und die USA

Deutschland würde als militärischer Akteur ernst genommen werden

  • Ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen würde Deutschland von einem sicherheitspolitischen Zaungast zu einem der führenden NATO-Mitglieder machen.
  • Die USA und andere Bündnispartner fordern seit Jahren, dass Deutschland seinen Beitrag zur Verteidigung ernst nimmt – eine solche Maßnahme wäre ein eindeutiges Signal.

Positive Reaktion der USA

  • Die USA würden Deutschland als gleichwertigen Partner in der NATO sehen, was den Einfluss Berlins in transatlantischen Fragen stärkt.
  • Strategische Kooperationen, etwa bei der Raketenabwehr oder beim Luftverteidigungssystem „Sky Shield“, könnten intensiviert werden.
  • Ein stärkeres deutsches Engagement würde den Druck von den USA nehmen, europäische Sicherheitslücken auszugleichen – insbesondere angesichts der möglichen Rückkehr Trumps, der die NATO-Finanzierung durch die USA infrage stellt.

Geopolitische Wirkung auf Russland und China

  • Russland müsste erkennen, dass Deutschland militärisch nicht länger eine Schwachstelle der NATO ist.
  • China könnte deutsche Technologie- und Rüstungspartnerschaften mit anderen NATO-Staaten als Herausforderung wahrnehmen.

Strategische Notwendigkeit oder wirtschaftliche Illusion?

Ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Verteidigung wäre ein Paradigmenwechsel für Deutschland. Wirtschaftlich könnte es eine nachhaltige Industrie- und Technologiepolitik anstoßen, sicherheitspolitisch würde es Deutschlands Rolle in der NATO und gegenüber den USA massiv stärken. Doch eine derart ambitionierte Maßnahme müsste politisch entschlossen umgesetzt werden – und genau hier liegt das Problem.

Die Frage ist nicht, ob Deutschland das Geld hat. Die Frage ist, ob es die politische Führung besitzt, um es sinnvoll einzusetzen.

Ist ein 500-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr ohne Verfassungsänderung möglich?

 

Da eine direkte Kreditaufnahme dieser Größenordnung ohne Grundgesetzänderung nicht zulässig ist, könnten folgende Wege genutzt werden:

a) Umgehung über Sondervermögen ohne Grundgesetzänderung (wie beim Klima- und Transformationsfonds)

  • Konstrukt: Ein Sondervermögen wird außerhalb des regulären Haushalts geschaffen, finanziert durch Bundesgarantien oder Kredite einer staatlichen Institution (z. B. KfW oder Bundeswehr-Beschaffungsagentur).
  • Problem: Der Bundesrechnungshof hat bereits das Klima-Sondervermögen (60 Mrd. Euro) als verfassungswidrig eingestuft. Die Schuldenbremse gilt auch für Nebenhaushalte.

Hohe rechtliche Risiken – eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht wäre wahrscheinlich.

b) Notlagenklausel nach Art. 115 Abs. 2 Satz 6 GG

  • Der Bundestag könnte eine außergewöhnliche Notlage deklarieren (z. B. „geopolitische Bedrohungslage“ durch Russland oder China).
  • Dann könnte er eine vorübergehende Aussetzung der Schuldenbremse beschließen und die 500 Mrd. Euro per Kredit aufnehmen.

Politisch möglich, aber verfassungsrechtlich nicht gesichert, da eine „Notlage“ nachweisbar sein muss.

c) Finanzierung über längere Zeiträume

  • Statt eines einmaligen 500-Milliarden-Sondervermögens könnte die Bundesregierung jährlich über 10 Jahre je 50 Milliarden Euro bereitstellen.
  • Durch Umschichtungen innerhalb des Haushalts wäre eine schrittweise Finanzierung möglich.

Langsamere Umsetzung, aber verfassungskonform.

d) Private Kapitalaufnahme über staatliche Fonds oder Beteiligungen

  • Der Staat könnte Anleihen ausgeben, die durch eine Zweckgesellschaft außerhalb des Haushalts verwaltet werden.
  • Denkbar wäre auch eine öffentliche-private Partnerschaft (ÖPP) für Rüstungsprojekte.

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